Justiz und Strafvollzug im Nationalsozialismus und der frühen Bundesrepublik.
Die Ausstellung thematisiert die historischen Ereignisse im ehemaligen Strafgefängnis Wolfenbüttel. Sie zeigt zudem strafrechtliche, personelle und sprachliche Kontinuitäten und Brüche in der frühen Bundesrepublik Deutschland. Außerdem wird deutlich, welche Auswirkungen Verfolgung und Haft für Familienangehörige hatten und bis heute haben.
Die Ausstellung
Die besondere Bauweise des neuen Dokumentationszentrums erlaubt einen Blick auf die historischen Gebäude, die Hafthäuser und das ehemalige Hinrichtungsgebäude, welche sich noch heute innerhalb der JVA Wolfenbüttel befinden. Durch eine Augmented Reality-Anwendung können Besucherinnen und Besucher die historischen Räumlichkeiten, die normalerweise nur nach Voranmeldung besucht werden können, virtuell begehen und entdecken. Verschiedene Exponate, Original-Dokumente und Fotografien sowie interaktive Hör- und Videostationen erzählen zudem die Geschichten der im Strafgefängnis Inhaftierten und Hingerichteten.
Der historische Ort
Das Strafgefängnis Wolfenbüttel diente als wichtigste Haftstätte im Land Braunschweig der Umsetzung der NS-Verfolgungs- und Mordpolitik. Ab 1933 wies die Justiz zunehmend politisch Andersdenkende sowie sozial und rassistisch Ausgegrenzte, Homosexuelle und Zeugen Jehovas in das Gefängnis ein. Das Reichsministerium für Justiz nutzte das Strafgefängnis Wolfenbüttel als eine der zentralen Haftanstalten für „Nacht- und Nebel“-Gefangene aus Frankreich, Belgien, den Niederlanden und Norwegen. Bis zur Befreiung am 11. April 1945 starben mehr als 500 Gefangene auch aufgrund der sich drastisch verschlechternden Haftbedingungen.
Ab 1937 fungierte das Strafgefängnis zudem als eine der zentralen Hinrichtungsstätten im Deutschen Reich. Bis März 1945 wurden 526 NS-Todesurteile an Frauen und Männern vollstreckt.
Bereits seit Ende der 1950er Jahre besuchen Überlebende und Familienangehörige von Hingerichteten und im Gefängnis Verstorbenen Wolfenbüttel. Erst 1990 wurde aufgrund lokalen bürgerschaftlichen Engagements und des Einsatzes von Überlebenden durch das Niedersächsische Justizministerium eine Gedenkstätte eingerichtet.
Diese historischen Orte der Gedenkstätte befindet sich auf dem Gelände der JVA Wolfenbüttel, so dass ein Besuch nur unter besonderen Sicherheitsvorkehrungen möglich ist. Gruppen müssen den Besuch mindestens 14 Tage im Voraus anmelden. Die Ausstellung des Dokumentationszentrums ist ohne Voranmeldung zugänglich.